Mit Patenschaften für bessere Lebenschancen

Wie leben die Menschen, für die sich ChildFund engagiert? Und was bedeutet eine Patenschaft für das Leben eines Kindes? Almut Siefert, Redakteurin bei den Stuttgarter Nachrichten, ist diesen Fragen nachgegangen. Sie hat das ehemalige Patenkind ihrer Eltern Walter und Sibylle Hägele in Burkina Faso besucht. Zaliatou, die von diesen 14 Jahre lang unterstützt wurde, ist heute eine erwachsene Frau, sie ist verheiratet und hat einen Beruf erlernt. Die Begegnung mit ihr war eine Reise in eine andere Welt – voller Herzlichkeit, Dankbarkeit und Verbundenheit. Im Folgenden berichtet sie von ihren Erlebnissen:

„Zaliatou ist 20 Jahre alt. In einem lila Kleid steht die junge Frau vor den Hütten ihrer Familie. „Ich wohne mit meiner Schwiegermutter in diesem Haus“, sagt sie und deutet auf eine kleine strohbedeckte Lehmhütte. „Morgens mache ich immer das Frühstück für alle, das ist hier meine Aufgabe.“ Seit einem Jahr ist Zaliatou verheiratet, Kinder hat sie noch keine. Die Familie ihres Mannes ist nun die ihre – ganz normal für eine junge Frau in Burkina Faso. Die Haare hat sie kunstvoll mit einem Tuch zusammengebunden. Die langen Ohrringe fallen ihr bis auf die Schultern, um ihren Hals liegt ein grünes Maßband, das sie beim Sprechen nervös um ihren Finger wickelt. Als sie sich auf einen Stuhl setzt, fällt mein Blick auf ihre Hände. Es sind große Hände, die verraten, dass sie in ihrem Leben schon viel gearbeitet hat. Auf dem Feld, in der Küche – und zuletzt vor allem als Schneiderin.

15 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe

Von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, sind es rund 230 Kilometer zu dem kleinen Dorf, in dem Zaliatou lebt. Dort ist gerade Markt, viele Menschen sind auf den Beinen. Frauen in bunten Gewändern tragen auf ihrem Kopf Einkäufe nach Hause. Vorbei an den Feldern, auf denen Männer und Frauen arbeiten, und an kleinen Kindern, die souverän ausgebüxte Ziegen einfangen. Gni min yinta heißt der Ort, zu Deutsch: Glückliches Kind. 1998 hat ChildFund hier seine Arbeit aufgenommen. „Zu Beginn hatten wir hier 650 Patenkinder“, sagt Olioba Tomdia, der ChildFund Manager vor Ort. Ein Großteil davon hat heute Schule und Ausbildung hinter sich und steht auf eigenen Beinen. Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiges Prinzip des Kinderhilfswerks: Eines Tages sollen die Bewohner des Ortes selbst die Verantwortung für das übernehmen, was in 15 Jahren gemeinsam erreicht wurde. Daher waren sie von Anfang an in alle Projekte der nachhaltigen Dorfentwicklung eingebunden.

Brunnen in Burkina Faso
Ländliche Region in Burkina Faso

Neue Schulräume im Eigenbau

Es war eine erfolgreiche Zeit, sagt Tomdia. 1998 habe es in der Region nur vier Grundschulen gegeben, heute seien es zwölf. Die Schule, die Zaliatou besucht hat, wurde mit Hilfe von ChildFund 1999 erweitert – und zwar von den Dorfbewohnern selbst. „Um drei zusätzliche Klassenzimmer zu bauen, haben wir in zwei Monaten exakt 25.995 Ziegel hergestellt“, sagt Amado Kobre. Der 60-Jährige ist Ältester des Elternbeirates, der die Schule leitet. „Als ich jung war, war es normal, dass die Kinder arbeiteten“, erinnert er sich. „Aber heute ist es für uns wichtiger, dass unsere Kinder in die Schule gehen.“ Das sei gut für deren Zukunft, aber auch für das ganze Dorf. Für die Patenkinder ist der Schulbesuch verpflichtend, darauf achtet ChildFund besonders. Zuweilen ist dabei Überzeugungsarbeit gefragt: Einige Eltern wollen, dass ihre Kinder stattdessen mit anpacken, im Haushalt oder auf dem Feld. So werden vor allem Mädchen zu Hause behalten, um sich um Geschwister oder Angehörige zu kümmern.

Schule in Burkina Faso

Chancen auf eine bessere Zukunft

Während Zaliatou nah an der Schule wohnte, müssen viele Kinder aus der Region täglich mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen. Von den Eltern höre ich, dass die Mädchen und Jungen dennoch gerne zur Schule gehen. Zaliatou hat inzwischen eine Lehre zur Näherin gemacht – in einem Ausbildungszentrum von ChildFund. Sie näht routiniert zwei Stoffteile zusammen und versäubert die Enden der Naht. Sie sei gerne Näherin, sagt sie. „Ich kann meine eigenen Kleider herstellen und auch die für meine Familie.“ Die Ausbildung sei eine Chance, einmal eigenes Geld zu verdienen: „Irgendwann werde ich einen eigenen Laden haben, in dem ich meine Kleider verkaufen kann.“ So wie eine Bekannte, die sich 2008 selbstständig machte. Heute läuft das Geschäft so gut, dass sie vier Auszubildende eingestellt hat. Zaliatou hat genug Mut und Geduld, um es auch so weit zu bringen.

Stets ein Teil der Familie

Als wir uns begegnen, begrüßt mich Zaliatou zunächst auf die traditionelle Art: Sie hockt sich hin, gibt mir die Hand und schaut dabei zu Boden. Doch dann nimmt sie mich in den Arm und küsst mich auf beide Wangen. „Ich hätte gerne mehr Kontakt zu meinen Pateneltern gehabt“, sagt sie später. „Ich bin ihnen für alles sehr dankbar.“ Dann erzähle ich ihr, dass sie über die ganzen 14 Jahre ein Teil meiner Familie gewesen ist. Das letzte Schreiben von ChildFund erhielten meine Eltern vor zwei Jahren, Zaliatou war 18 geworden und hatte ihre Ausbildung abgeschlossen. Den jährlichen Berichten lagen bis dahin stets Bilder bei, die unser Patenkind gemalt hatte. Sie wurden an der Pinnwand in unserer Küche aufgehängt. Als Zaliatou sie wiedersieht, auch das Foto, das wir von der damals Fünfjährigen erhalten haben, lacht sie. Und nimmt mich, ihre Patenschwester, noch einmal fest in den Arm.

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